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Ich-Identität in der Psychoanalyse KARL HEINZ WITTE Problemansatz der
Identitätsdiskussion Ich-Identität bei Erik H.
Erikson Identifizierung bei Otto
F. Kernberg "Individualisierendes
Vorgehen" bei Alfred Adler Zusammenfassung: Die
sozialpsychologische Identitätsforschung beschreibt das Ich-Selbst als Objekt,
als das ich mich selbst und als das mich die anderen sehen. Das ist im
wesentlichen auch die Position Eriksons
und Kernbergs. Deren objektivierender
Problemansatz untersucht nicht die individuelle Dynamik der
"Ichbildung" (Adler),
sondern Zustandsbilder als Meßgrößen der normalen oder pathologischen
Ichorganisation (Blanck, Kernberg). Adlers "streng individualisierendes Vorgehen" sucht das
Ich als spontane, die Individualität und den Weltbezug stilisierende Kraft
"künstlerisch" zu erfassen. Identität gehört in seinem Sinne in eine
andere Dimension als die Ichorganisation der genetischen Strukturdiagnosen. Als
Bedingung der Möglichkeit von Erfahrung überhaupt bleibt sie radikal unbewußt,
ist sie nicht im Erleben materialiter nachzuweisen, sondern bildet eine
unabdingbare fluktuierende, gelegentlich szenisch oder symbolisch verdichtete
Matrix unseres Verstehens des Individuums. Identitätsnachweis
Daß eine Person gefragt wird, wer sie sei, um ihre
Identität festzustellen, d. h. ihren Namen, ihre Herkunft und ihre ruhmvolle
oder evt. ruchbare Geschichte zu erfahren, scheint eine prekäre Sache zu sein.
Nur wenigen Menschen in reglementierten Situationen (Liebenden, Boten,
Polizisten, Richtern, Psychiatern) wird das Recht auf diese Frage zugestanden (Stempel 1979). Den Ordnungsbehörden und
der modernen Technik haben wir es zu verdanken, daß der Identitätsnachweis
heutzutage eine Selbstverständlichkeit geworden ist. (Die Bayerische
Vereinsbank verlangt sogar meinen Ausweis und tippt meine Personalien in ihren
Computer, wenn ich 500,- DM in ital. Lire wechsle.) "Der Paß ist der
edelste Teil von einem Menschen. Er kommt auch nicht auf so einfache Weise
zustand wie ein Mensch" (Brecht
1967, 'Flüchtlingsgespräche' S.1383). Wie leicht konnte man früher dem Zugriff
der Verfolger entgehen. Siegfried brauchte ja noch seine Tarnkappe, um in
Brünhildes Bett unerkannt zu wirken, aber oft genügte es anscheinend schon, daß
sich der Herr oder auch mal die Dame verkleidete oder daß die Lampe gelöscht
wurde, damit die Liebesidentität verborgen blieb (O Zeus! Zu Amor siehe Neumann 1983; ferner Boccaccio; vgl. 'Verführer und
Verführte' in Frenzel 1976) Daher das
Sprichwort: "Im Dunkeln ist gut munkeln." Im Gegensatz dazu ist heute
die Identität eine einleuchtende Sache eines "aufgeklärten" (N.B.:
ein Wort aus der Polizeisprache) Zeitalters. Doch wieder einmal ist es anders
bei Alfred Adler, wie wir im folgenden sehen werden: "Es gibt im Leben und
in der Entwicklung des Menschen nichts, was mit solcher Heimlichkeit ins Werk
gesetzt wird wie die Errichtung des Persönlichkeitsideals" (N.C. 82). Problemansatz der Identitätsdiskussion
Was heute in den Sozialwissenschaften Identität heißt,
wurde traditionell unter den Begriffen persona
(Fuhrmann 1979) oder Charakter (Buck 1979) diskutiert. Damit sind zwei
Zentralbegriffe tiefenpsychologischer Gründerväter, C. G. Jung und Alfred Adler, genannt. Ob deren Beiträge in der
aktuellen Identitätsdiskussion noch etwas zu sagen haben? Ich will versuchen, Adlers Position in dieser
"Problemwolke mit Nebelwirkung" (Marquard
1979, 347) zu bestimmen. "Identitätsdiskussionen werden - mit erhöhtem
Kollisionsrisiko - zum Blindflug" (Marquard,
ebd.). Als Ursprung des psychologischen und soziologischen
Identitätsbegriffs wird die Problemstellung von William James (1905) genannt (Henrich
1976, Frey/Haußer 1987). Dieser
hatte, zurückgreifend auf die Reflexivitätsthematik des transzendentalen
Idealismus' Kants, zwischen dem reinen
Ich ("pure ego") und dem empirischen Ich ("me",
"self") unterschieden. Das Hauptinteresse der
sozialwissenschaftlichen Identitätsforschung liegt auf dem "me", dem
"Selbst", als welches ich mich betrachte und als das ich gesehen
werde (Frey 1987, 6). Nach G. H. Mead (1934) ist die Entwicklung
eines Selbst, im heute üblichen Sprachgebrauch einer "Ich-Identität",
daran gebunden, daß ich mich mit den Augen der anderen sehen lerne. Die
neuzeitliche Subjekt-Objekt-Spaltung wird also innerlich konstitutionell als
Ichspaltung reproduziert. Ich (Subjekt) bin, handle, empfinde... - Als wen,
was, wie (Objekt) identifiziere ich mich, sehe ich mich, werde ich gesehen? Ich
erfahre mich in dieser Sicht, genau genommen, als einen anderen meiner selbst (Hahn/Kapp 1987, 9). In kritischen
Momenten der Selbstreflexion kann diese Erfahrung peinlich oder verrückt
wirken: Das kann ich nicht gewesen sein; das war der Teufel in mir. Ich-Identität bei Erik H. Erikson
Innerhalb der tiefenpsychologischen Schulen ist Eriksons Identitätskonzept wohl am
einflußreichsten geworden, da er neben psychoanalytischen auch sozial- und
entwicklungspsychologische Gesichtspunkte berücksichtigt. Doch auch er
untersucht vorwiegend die Identität als den reflexiven bzw. den objekthaften
Aspekt des Selbstes. Der gemeinschaftsbezogene Charakter der Ich-Identität
kommt deutlich in Eriksons
Formulierung (1977, 17) über deren Ursprung und Vorstadium zum Ausdruck:
"Aus der Wahrnehmung, daß seine individuelle Weise, Erfahrungen zu
verarbeiten (seine Ich-Synthese), eine erfolgreiche Variante einer
Gruppenidentität ist und im Einklang mit der Raum-Zeit und dem Lebensplan der
Gruppe steht, muß das heranwachsende Kind ein belebendes Realitätsgefühl
ableiten können." Seine daraus folgende Definition bleibt jedoch vage,
wenn er unter Ich-Identität versteht: die "Überzeugung, daß das Ich
wesentliche Schritte in Richtung auf eine greifbare kollektive Zukunft zu
machen lernt und sich zu einem definierten Ich innerhalb einer sozialen
Realität entwickelt" (ebd.). Benedetti
(1986, 69) attestiert Erikson hier
"eine gewisse Schwäche des Denkens", die darin begründet sei, daß er [Erikson,
KHW] auf der einen Seite von der introspektiven Unmittelbarkeit der Erfahrungen
und von der Anschaulichkeit der sozialen Erscheinungen ausgeht, dann aber auf
der anderen Seite immer wieder im Sinne einer reduktiven Metapsychologie
psychologische Konstrukte versucht, welche nicht verifizierbare Hypothesen
bleiben, weil sie lediglich Denkmodelle sind, die aber [von Erikson, KHW] mit naturwissenschaftlich
faßbaren Sachverhalten verwechselt werden", weniger höflich ausgedrückt: daß Erikson die Freudsche
Theorie - trotz der beabsichtigten Weiterführung - dogmatisch verwendet. Ich
möchte darüber hinaus die Unklarheit des Identitätsbegriffs bei Erikson in dem unzureichend gefaßten
Problemansatz begründet sehen. Er unterscheidet ebenso ungenau wie die
allgemeine Identitätsdiskussion zwischen dem spontanen Ich als Aktzentrum und
dem reflexiven sowie empirischen Ich. Nur dieses tanzt bei dem Kostümfest der
Identitäten mit als weibliche, männliche, sexuelle, soziale, personale, vitale,
epistemische, existentielle, kulturelle, nationale, ethnische, mehrdimensionale
Identität (Henrich 1979, Marquard 1979, Schuster 1986, Saner
1986, Frey/Haußer 1987). Und die
Psychoanalytiker "an der Front" wissen immer nicht genau, ob sich da
jeweils das Ich mit seinen Trabanten, Es, Überich, Ichideal, Idealich, Realich,
oder das Selbst mit seinen Repräsentanten versteckt hat. Für ihre Kassenanträge
schlagen sie dann bei Kernberg und Kohut oder Klußmann nach. Die Lehre Eriksons
ist aber für die Standortbestimmung des Adlerschen
Beitrags insofern wichtig, als er auf die dynamischen, integrativen Leistungen
der Identitätsentwicklung Wert legt. Das Ich des Kindes hat die Aufgabe, die
phasenspezifischen Identifikationen mit den Eltern auszubilden und wieder
abzustoßen, bis in der Adoleszenz der Prozeß der Identitätsbildung
abgeschlossen ist. "Die Ich-Identität entwickelt sich also aus einer
gestuften Integration aller Identifikationen; aber auch hier hat das Ganze eine
andere Qualität als die Summe seiner Teile" (Erikson 1977, 108). Die Verwandtschaft mit dem Prozeß der Ichbildung nach Adler, aber auch die Verschiedenheit
kommt in folgender Zusammenfassung Benedettis
(1986, 71) gut zum Ausdruck: "Die synthetische Funktion des Ichs ist ständig
bemüht, die Fragmente der gesamten Kindheitsidentifikationen unter eine stets
kleiner werdende Anzahl von Bildern und Gestalten zu subsumieren. Die
allmähliche Integration aller Identifizierungen führt zur psychosozialen
Identität." Der erste Teil des Zitats könnte bei Adler etwa lauten: Das Kind versucht,
die Fragmente aller Kindheitserfahrungen in einem einzigen Bild zu
vereinigen. Der zweite Satz des Zitats enthält aber den entscheidenden Unterschied.
Es müßte bei Adler heißen: Die
vollzogene Integration aller Identifizierungen ist das
Persönlichkeitsideal bzw. das fiktive Ziel der Überlegenheit. Aus dieser
Gegenüberstellung ergibt sich die Frage: In welchem Verhältnis steht das
"Persönlichkeitsideal" Adlers
zur "psychosozialen Identität" Eriksons?
Die gelungene Ausbildung der psychosozialen Identität könnte mit einer
adäquaten Harmonie von Idealich und Realich bei mild forderndem Ichideal
verstanden werden (vgl. Erikson 1977,
190; Kernberg 1981, 153; 1988,
144.153); dann stünde sie etwa einem realitätsgerechten und
gemeinschaftsbezogenen "Persönlichkeitsideal" nahe. Doch diese
Überlegung geht vom alltagssprachlichen Gebrauch des Wortes
"Persönlichkeitsideal" aus, berücksichtigt aber zu wenig die
terminologische Verwendung des Begriffs bei Adler. Identifizierung bei Otto F. Kernberg
Kernbergs
Darstellung der Ichentwicklung folgt weitgehend der Auffassung Eriksons. "Innerhalb dieser Theorie ist die Internalisierung
der weiteste Begriff, der die untergeordneten Begriffe der Introjektion, der
Identifizierung und der Ichidentität umfaßt. [...] Introjektionen kann man als
primitive oder unreife Formen der Identifizierung auffassen, während man die
Ichidentität als die übergeordnete Integration von Identifizierungen in eine
dynamische, einheitliche Struktur ansehen kann. Im weitesten Sinne des Terminus
bedeutet die Identifizierung eine Modellierung des Selbst nach einem
Objekt" (Kernberg 1981, 78f.;
vgl. 28f. 77f. 125; vgl. Erikson
1977, 139f.). Internalisierung, Introjektion, Identifizierung,
Integration, Modellierung sind die tragenden Begriffe dieses Zitats. Sie zeigen
eine Tätigkeit, einen Prozeß, eine Bewegung an. Doch wie sind die Prozeßstufen
der Internalisierung im einzelnen definiert? Ich stelle, leicht formalisiert,
die Definitionsangaben Kernbergs aus
dem Kapitel zusammen, das überschrieben ist: "Introjektion,
Identifizierung und Ichidentität" (1981, 24-31), allerdings jeweils
beschränkt auf den Hauptabschnitt der Definitionen. So zeigt sich, worin die
berüchtigte Abstraktheit seiner Ausführungen besteht: Der Autor führt zur genaueren Charakterisierung der
Prozesse in der Mehrzahl nicht Verläufe, Geschehnisse, Aktionen an, sondern
Zustände der Ichorganisation, begleitende Umstände der Interaktionen,
Bestandteile des strukurierten Selbstes.
Der Prozeß der Bildung der Ichstruktur wird in der
Hauptsache durch die Abfolge statischer Angaben charakterisiert. Das weckt die
Vorstellung, das Selbst des Kindes sei ein gegenständliches, gegliedertes
Etwas, wie ein Gesicht mit Augen, Mund und Nase, und nicht, wie Adler es betrachtete, selbst ein Prozeß,
eine Bezogenheit, "geronnene Bewegung" (Adler Psych. I, 254). Auch die eher dynamischen Aspekte der
Internalisierungsprozesse werden bei Kernberg
der Bewegung beraubt. Er tendiert dazu, die Angaben über Aktionen,
Geschehnisse, Bewegungen zu formalisieren und zu nominalisieren. Um die
angedeuteten Aktionen zu erkennen, muß man die Aussagen erst sprachlich
umformen. (In der Übersicht sind diese Aussagen mit einem "A."
gekennzeichnet.) Welche "aktiven Verben" verstecken sich hinter den
Abstraktionen? Introjektion: organisieren, internalisieren, reproduzieren,
fixieren, wachsen, verbinden. Identifizierung: introjizieren, mäßigen.
Ichidentität: organisieren, strukturieren, synthetisieren, funktionieren,
anpassen, organisieren, wahrnehmen. Diese Verben zeigen ebenfalls vorwiegend
Zustände an oder bezeichnen Zustandsänderungen, sind also dem dynamischen
Gehalt nach leer, d. h., sie enthalten weder Ereignisse noch Tätigkeiten. Was an der Konzeption Kernbergs sich Adlers
Gedanken annähert, ist, daß er wirklich die Konstitution des Ichs selbst, und
nicht seine Zuschreibung in den Augen eines tatsächlichen oder gedachten
(gesellschaftlichen) Anderen untersucht. Allerdings erscheint das Selbst, von
dem er spricht, immer noch als das vorgestellte objekthafte Ganze
("me"), das Gesamt der Selbstrepräsentanzen. Wenn, von der individualpsychologischen Sichtweise her,
bemängelt wird, daß die Dynamik des Ichbildungsprozesses nicht dargestellt
wird, spricht sich darin eine grundsätzlich andere erkenntnistheoretische
Perspektive aus. Es ist zu fragen: Wie kann man die individuelle Eigenart des
"Probanden" erfassen, und zwar hier nicht in seinen Verhaltensweisen,
Charakterzügen, Einstellungen, Eigenschaften, sondern in dem, was sein
"Ich-selbst", seine Identität ausmacht? Um diese Frage zu beantworten, ist es im Sinne Kernbergs erfolgversprechend,
Zustandsbilder zu entwerfen, d. h. Struktur, Zuordnung und Zusammenspiel der im
Feld beteiligten Komponenten zu normieren. Die Komponenten (z. B. Objektbild,
Selbstbild, Maß und Charakter der Affektivität) sind die einander ergänzenden,
untrennbaren Parameter zur Messung des Differenzierungs- und Reifegrades der
Ichentwicklung. Die im Entwicklungsverlauf sich vom niederen zum vollendeten
Strukturniveau wandelnden Zustandsbilder sind dann genormte Sollwerte
(Maßeinheiten), an denen sich der Entwicklungsfortschritt und die mit dem jeweiligen
Stand verbundene Charakterpathologie ablesen lassen. Wie man im Mittelalter angeblich die Kinder als
"kleine Erwachsene" betrachtete, denen es vor allem an Vollendung
(Schulung) des Erkennens (differenziertes Konzept der "Welt der
Objekte") und des Willens (Mäßigung und Reifung der Affekte) fehlte, so
betrachtet diese finstere psychoanalytische Entwicklungspsychologie die Kinder
als kleine Psychotiker oder Psychopathen, die sich zu reifen Neurotikern und
normalen Narzißten (Kernberg 1988,
137-152) heranbilden müssen. Um es nochmals kurz und unpolemisch zu sagen: der
Einzelne ist in dieser Sichtweise der Fall einer Regel, in seiner Entwicklung
hat er einen spezifischen, mehr oder weniger defizienten Stand auf der Meßskala
der Normalität. Wissenschaft vom Menschen kann sich ein solcher
Psychoanalytiker offenbar nicht anders vorstellen, weil er grundsätzlich nur
(auch ohne Zahlen) berechnende Wissenschaft gelten läßt. "Individualisierendes Vorgehen" bei
Alfred Adler
Von diesem Standpunkt aus ist es ein weiter Weg zu Alfred Adler. Er sieht in der Identifizierung einen Ausdruck des
Gemeinschaftsgefühls und rückt sie in die Nähe der Einfühlung, mit Hinweis auf Th. Lipps (Psych. I, 224) Dieser hatte
die Einfühlung sowie das gesamte Fremdverstehen in der Motorik zu verankern
versucht, als Impuls, eine wahrgenommene oder vorgestellte Bewegung
mitzuvollziehen. Das mußte Adlers
dynamischer Sicht besonders willkommen sein. Aus Freuds Konzept der Identifizierung hebt er nur die Tendenz zur
Übernahme der Rolle (des Vaters) hervor, worin er ein Machtstreben des Kindes
vermutet (ebd. 228). Diese Form der Identifizierung hat im 'Nervösen Charakter'
auch für Adler eine wesentliche
Aufgabe bei der Ichbildung, auch wenn er den Begriff Identifizierung dort nicht
benutzt. Ich werde darauf noch zu sprechen kommen. Zunächst soll es um die für Adler spezifische Weise gehen, Identität
überhaupt zu erfassen. Die Individualpsychologie "erfordert ein streng
individualisierendes Vorgehen und ist deshalb Verallgemeinerungen nicht geneigt"
(Prax. 23). "Wer nur das Allgemeine der individualpsychologischen
Wissenschaft kennt, aber, wie es mir als die Regel bei meinen voreiligen
Kritikern zu sein scheint, das Kunstwerk der Praxis, die Arbeit am Einmaligen
nicht einmal ahnt, kommt niemals von dem Wahn los, als könnte er da
mitreden" (Psych. II, 117). Selbst ihre wesentlichen Erklärungsprinzipien,
z. B. der Mangel als Ausgangslage, die überfordernde Situation als Auslöser,
die Belastung in der Kindheit, die zögernde Attitüde, der Minderwertigkeitskomplex,
das Überlegenheitsziel verhelfen nur zu einer "allgemeinen Diagnose"
(ebd. 118-120). "Das Kunstwerk der Praxis, die Arbeit am
Einmaligen." Es ist keineswegs metaphorisch, daß Adler die Erforschung des Einmaligen, die Praxis der Individualpsychologie
als Kunstwerk bezeichnet (vgl. z. B. Prax. 20. 36. 79. 119, bes. im Dostojewski-Aufsatz, Prax. 281. 288.
290; Psych. I, 136. 174 [Symptom als Kunstwerk]). Hierin kommt zum Ausdruck, daß Adler für die individualpsychologische Psychotherapie Erkenntnisprinzipien
geltend macht, die auch für die Ästhetik wesentlich sind, ja sogar der
ästhetischen Urteilskraft entsprechen. Das hängt mit der strengen Fassung des
individuellen Gesichtspunktes bei Adler
zusammen. "Auch Kunstwerke sind Einzelne" (Henrich 1979, 182). "Identitätstheoreme scheinen ästhetikaffin
zu sein; immerhin war schon das erste System, das das Wort 'Identität' in
seinem Programmtitel führte, eine fundamental ästhetische Philosophie: das war
Schellings 'Identitätssystem'" (Marquard
1979, 366; zur Interpretation eines psychologisch-mythologischen Beitrags
Schellings siehe Böning 1982). Die Individualpsychologie kann den einzelnen Menschen
nur als Ganzheit, als Gestalt in Bewegung erfassen. Das ist der Sinn des
Grundsatzes, den Adler immer wieder
anführt: "daß wir in der Individualität eines Menschen seine
Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft und sein Ziel wie in einem Brennpunkt
sehen" (Prax. 74). Das Charakteristische dieser Sichtweise ist die
Gestaltwahrnehmung. Hierzu wären die grundlegenden Ausführungen von C. F. von Weizsäcker über 'Die Einheit
von Wahrnehmen und Bewegen' (1978, 206-224) zu studieren (vgl. auch Lorenz 1983, 128-141). Meine
individuelle Identität zeitigt sich in der Lebensgestalt und kann darum besser
durch meine Biographie als durch meine unveränderlichen Kennzeichen oder meine
soziale Rolle erfaßt werden (Lübbe
1979). Ich bin die Geschichte, die ich von mir erzähle (Hillman 1986). Während die objektivierende, erklärende Wissenschaft
unter Regeln subsumiert, aufgrund von Normwerten diagnostiziert und nach
technischen Regeln handelt, soll der individualpsychologische Therapeut
"jede Regel ablehnen", wenngleich er natürlich "von allgemeinen
Ansichten beeinflußt" ist (Adler,
Psych. II, 121). Die Zugangsweise der Individualpsychologie ist ganzheitlich,
nicht summativ oder synthetisierend (Psych. III, 21). Jedes mitmenschliche
Verstehen vollzieht sich als Gestaltwahrnehmung; darauf pocht Alfred Adler (Prax. 20). Die Wahrnehmung selbst sei ein schöpferischer Akt
(Prax. 68), ebenso das Gedächtnis (Prax. 76f.). Für die abendländische Metaphysik ist das Wahre und
damit auch das wissenschaftlich "objektiv" Erfaßbare immer etwas
Allgemeines. Das Identische ist das Gleiche, in dem zwei Dinge miteinander
übereinstimmen (Heimsoeth 1958, 172-203; Marquard 1979, 353).
Daneben gibt es die eigentlich leere, bloß numerische Identität der
Einzelheit (Henrich 1979), das heißt,
daß etwas zahlenmäßig eines und insofern mit sich identisch ist. Die
ontologische Identität besagt hingegen, daß dieses Etwas gleichzeitig Eines und
Dieses ist, daß es also ist und daß es so oder so ist. Auf die Frage, was
dieses Etwas denn sei, antwortet die klassische Metaphysik: Dies ist ein Stein,
ein Pferd, ein Mensch oder ein Engel. Die Identität ist erfaßt im Menschsein,
an welchem dieser und jener teilhat. Daß dieser Mensch aber der Sokrates oder
die Sappho ist, das ist für den ontologisch denkenden Metaphysiker der ganzen
abendländischen Geschichte bis hin zu Nikolaus
von Kues und Leibniz eher
zufällig (Heimsoeth 1958, 172-203; Riedel 1989, 68-78). Die individuelle
Identität wird als ein Fall des Allgemeinen gedacht und im wesentlichen durch
die Abweichungen von der Norm bestimmt. Was soeben als Grundüberzeugung der antiken und
mittelalterlichen Metaphysik skizziert wurde, ist an die neuzeitliche,
angeblich nicht metaphysische Wissenschaft unter dem Prinzip der Objektivität
weitervererbt worden, während nun gerade in den
"unwissenschaftlichen" Philosophien (Leibniz, Kierkegaard, Nietzsche, Dilthey, Heidegger) das Individuelle,
Einmalige bedacht wurde. Das objektivierende Vorgehen der Psychoanalyse läßt
sich exemplarisch bei Kernbergs
Analyse des Identitätsbegriffs erkennen. Das Identische wird in der
psychoanalytischen wie der sozialpsychologischen Forschung immer noch als
Allgemeines gesucht, wie im Mittelalter. Die Einheit der Diagnostik ist nicht
das Individuum, sondern die spezielle Neurose oder die
entwicklungspsychologisch bestimmte Persönlichkeitsstruktur, die Rolle, im
allgemeinsprachlichen Verständnis auch der "Lebensstil", womit
gemeint ist, welche Auto- oder Zigarettenmarke einer wählt, welche Musik,
Bücher und Fernsehprogramme einer bevorzugt und in welchen Geschäften er seine
Kleidung einkauft (Schulze 1987). Ebenso geht die allgemeine Psychologie vor, ebenso
die Entwicklungspsychologie. Die gleiche Sichtweise des Einzelnen hat die
Medizin. Diese alle wollen gerade, wie es der wissenschaftliche Brauch ist, das
erfassen, worin sich Menschen unter gleichen Bedingungen gleich sind, so daß
man die Individuen unter Klassifizierungen, Gesetzmäßigkeiten und (Therapie-)Techniken
einordnen kann. Das ist zweifellos möglich, wie die Psychologie und in letzter
Zeit besonders erfolgreich die psychologische Soziobiologie (Bischof 1985) zeigen. Auch die
Psychoanalyse hat mit den neuen Diagnoseschemata eminente Fortschritte in
Richtung Objektivierung gemacht. Ein Zeichen dafür ist, daß die modernen
psychoanalytischen Diagnosen auch in die Klassifikationen des DSM-III-R (1989)
passen (301.81 Narzißtische Persönlichkeitstörung, 301.83
Borderline-Persönlichkeitstörung), während Neurosen nur als Zusatzbezeichnungen
in Klammern genannt werden. Objektiv ist das Verhalten eines Gegenstandes dann
erfaßt, wenn jeder andere Untersucher unter gleichen Bedingungen die gleichen
Beobachtungen an dem Gegenstand machen könnte. Die Gegenstände der Forschung
verhalten sich in der Tat unter gleichen Bedingungen gleich. Aber das
Individuum ist (nach Adler) gerade
dadurch ausgezeichnet, daß jedes unter gleichen Bedingungen prinzipiell
verschieden Stellung nimmt, auch wenn das äußere Verhalten gleich erscheint
(Psych. III, 33. 72. 88). Diese Tatsache ist es, die der typisierenden
Persönlichkeitstheorie, der funktionalistischen Entwicklungspsychlogie und der
psychoanalytischen Strukturdiagnose widerspricht. Problematisch ist bei dieser
Forschungsrichtung, daß mit zunehmender Bewährung des Theorieansatzes die nicht
integrierbaren Gesichtspunkte nach und nach aus der psychoanalytischen Theorie
elimiert werden, z. B. die Individualität des Bewegungsgesetzes, derzufolge
kein Symptom bei einem Menschen dasselbe bedeutet wie beim anderen (Adler, Psych. II, 174). Die Untersuchung
des Einzelnen über lange Strecken, in differenzierter individueller Analyse,
wie sie anfangs Freud, Adler und Jung gepflegt haben, würde dann immer seltener. Die Forschung wäre
keine Erkundung unbekannter Kontinente der Psyche, sondern sie würde sich immer
mehr der Bestätigung, Differenzierung oder Widerlegung von Hypothesen zuwenden,
die sich aus der allgemein für gültig gehaltenen Theorie ableiten. Adlers Konzept der Ichbildung
Wenn wir Adlers
Konzept der "Identität" untersuchen wollen, müssen wir die dem
Begriff verwandten Vorstellungen analysieren. Das Wort selbst fehlt in seinem
Vokabular. Andererseits ist ein großer Teil der begrifflichen Arbeit, besonders
in den Schriften zwischen 1912 ('Über den nervösen Charakter') und 1920
('Praxis und Theorie der Individualpsychologie'), dem Problem des Ichs
gewidmet. In den vorausgehenden Aufsätzen ist noch keine zusammenhängende
Ausführung über die Ichbildung zu finden. Im 'Nervösen Charakter' steht diese
Erörterung erst an relativ später Stelle, im dritten Kapitel, nachdem die
Entstehung des kindlichen Minderwertigkeitsgefühls und die Versuche der
neurotischen Kompensation besprochen sind. In dieser Position kommt schon zum
Ausdruck, daß die Lehre vom Ich die zentrale vermittelnde, ausgleichende
Funktion hat. Auch in einigen Aufsätzen bemerkt Adler explizit, daß er erst "nach langen Überlegungen und
Forschungen" (Psych. III, 61), "mit der größten Skepsis"
bewaffnet, "nur zögernd den entscheidenden Schritt" tat (Psych. III,
33), die zielgerichtete Einheit der Persönlichkeit als Grundlage der
Psychologie des einzelnen Menschen anzuerkennen. Die Ausführungen, in denen Adler den Ichbegriff einführt, umfassen im 'Nervösen Charakter'
fünf Abschnitte (N.C. 66-69). Darin sind die Gedanken zusammengefaßt, die über
die weitere Entwicklung der Theorie hin in den folgenden Jahren wesentlich
bleiben und nur wenig modifiziert oder differenziert werden. Hierin liegt neben
der Konstanz auch eine Schwäche der Adlerschen
Lehre. Es konnte ihm nicht gelingen, die Bedeutung seiner Entdeckungen der
psychotherapeutischen Zunft so darzustellen, daß er gegen die verständlichen
Einwürfe seiner Kritiker einigermaßen hätte bestehen können. In seiner
polemischen Art hat er diese Unfähigkeit seiner Kritiker "intra et extra muros" als
persönliche, durch deren Lebensstil bedingte Blindheit gesehen. Es ist auch für
mich nicht von der Hand zu weisen, daß sich gegen die Rezeption der Ideen Adlers heftige (narzißtische)
Widerstände richten. Adler selbst
hatte offenbar nicht die Möglichkeit, in sachlicher Arbeit seine Theorie weiter
zu entfalten, und seine Schüler fanden stets ihre eigenen, jeweils den Moden
und den Erfahrungsbereichen angepaßten Erweiterungen wichtiger als die von Adler angeregte, aber nicht
weitergebrachte Grundlagenforschung. Johannes
Neumann (1954, 271), dem am Selbst viel gelegen war, berichtet: "Als
ich 1927 Adler auf das Ich-Problem
aufmerksam machte, nahm er das nicht auf." Mir scheint aber, daß der
Versuch Adlers, das Ichproblem neu
(vgl. Adler Psych. II, 243. 248f.) zu
formulieren, noch immer nicht Adlers
Anspruch gemäß aufgegriffen worden ist. Einige Züge des Adlerschen
Identitätskonzepts sollen hier kurz kommentiert werden: Das Ich formt sich selbst,
"selbstschöpferisch" (Psych. II, 249). Die dabei mitwirkenden
Bedingungen und Ursachen, organische Konstitution, somatische Prävalenzen,
Behinderungen und Traumatisierungen, aber auch die prägenden sozialen und psychischen
Einflüsse, die Beziehungsmodi der Eltern, die Familienatmosphäre, Bindungs- und
Trennungserfahrungen, gehen in die Ichbildung ein, werden der Ich-Imago als
Baumaterial eingeformt. Dieser Gedanke Adlers
erscheint mir als besonders wichtig für den Vergleich der Individualpsychologie
mit den psychoanalytischen Ich- bzw. Selbstpsychologien. Die Ausbildung des Ichs setzt die Reifung und
Entwicklung von organischen, psychischen und sozialen Funktionen voraus:
"Gegen Ende der Säuglingszeit, wo das Kind selbständige, zielsichere
Handlungen vollbringt, die nicht bloß auf Triebbefriedigung gerichtet sind, wo
es seinen Platz in der Familie einnimmt und sich in seiner Umgebung einrichtet,
besitzt es bereits Fertigkeiten, psychische Gesten und Bereitschaften. Zudem
ist sein Handeln ein einheitliches geworden, und man sieht es auf dem Wege,
sich einen Platz in der Welt zu erobern. Ein derartig einheitliches Handeln
kann nur verstanden werden, wenn man annimmt, daß das Kind einen einheitlichen
fixen Punkt außerhalb seiner selbst gefunden hat, dem es mit seinen seelischen
Wachstumsenergien nachstrebt. Aus diesem Leitbild tritt anfangs insbesondere
das Zärtlichkeitsbedürfnis als Teil des angeborenen Gemeinschaftsstrebens
hervor, das ursprünglich die 'Bildsamkeit' (Paulsen)
des Kindes fördert. Bald gesellen sich zu dieser Einstellung Bestrebungen, das
Wohlgefallen, die Hilfe und die Liebe der Eltern zu finden, der
Selbständigkeit, des Trotzes und der Auflehnung" (N.C. 66f.). An dieser These Adlers
müßten wesentliche Fragen und Untersuchungen ansetzen. Was ist das Material und
die Vorgeschichte der Ichbildung? Es ist zu bedenken, daß Adler 1912 die heute universellen Konzepte der Ichorganisation und
die dazu gehörige Sprachregelung noch nicht kennen konnte, weil sie von der
Psychoanalyse noch nicht "eingeführt" waren (siehe S. Freud,
Zur Einführung des Narzißmus, 1914). Aber Adler
hat die Vorstufen der Ichbildung entdeckt. Entscheidend für die Position Adlers ist, daß er stets von der Formung
und Verarbeitung des vorgegebenen psychischen Materials durch die Ichbildung
spricht. Dem Ich vorgeordnet sind z. B. Merkfähigkeit, Kraft, Aufmerksamkeit,
Wollen, Affekte, Fühlen, Handeln, Traumata (Prax. 23f.); Charakter, Temperament
(Prax. 74); Liebe, Haß (Prax. 75). Diese Aufzählungen sind bei Adler immer pauschal. Nie läßt er sich
auf eine differenzierte Definition oder gar Entwicklungsdiagnose der Funktionen
ein. Seelische und körperliche Heredität wie Umwelteinflüsse - in dieser
Alternative bewegte sich die Diskussion seinerzeit noch in der Hauptsache -,
wir müßten heute ergänzen: auch die strukturellen und funktionalen
Entwicklungstufen (Piaget) können
"gleich einer Summe von Bausteinen erfaßt werden, aus der bei aller
Verschiedenheit derselben jede[r] in der Kindheit seinen Lebensstil aufbaut.
Ähnlichkeiten, statistische Wahrscheinlichkeiten sind häufig festzustellen,
Gleichheit nie" (Psych. III, 88). Aus dieser Grundposition Adlers leite ich eine heuristische These ab, die sich in den
psychodynamischen, genetischen und strukturellen Interpretationen der
klinischen Phänomene bewähren könnte: Adlers
Konzept der Ichentwicklung setzt das Ich von vornherein in eine höhere
Integrationsstufe, als es die vergleichbaren Entwicklungstheorien tun.
(Dieselbe Stufung ist schon im Aufsatz über den Aggressionstrieb [Adler 1908] postuliert, wo der
"Aggressionstrieb" selbst kein physiologischer Trieb ist, sondern ein
die "Organtriebe" regelndes, modifizierendes und einigendes
Metasystem.) Die in der psychoanalytischen Entwicklungstheorie beschriebenen
Stadien der Ich-Organisation (Blanck
1980, Kernberg 1981, 1988, Mentzos 1980) sind Vorstufen,
Baumaterial für das, was Adler unter
dem Ich versteht, welches dem Individuum, seiner Selbsterfahrung sowie seiner
Beziehung zur Um- und Mitwelt den einmaligen, einheitlichen Stil aufprägt. Ich interpretiere: Die "autonomen
Ichfunktionen", Wahrnehmung, Gedächtnis, Affektdifferenzierung, aber auch
die frühen Objektbeziehungssmodi, Introjektionen und Identifikationen, kurz:
die in der genetischen Strukturdiagnose (Blanck
1980, 76-97, Mentzos 1980)
ermittelten Organisationsgrade des Ichs sind nicht der Prozeß der von Adler in den Blick genommenen Ichbildung
selbst, sondern das Material der Ichbildung, die "sekundären
Leitlinien", die im "Persönlichkeitsideal" als dem Einheit
stiftenden "geistigen Band" konvergieren (vgl. N.C. 78). Im "Zärtlichkeitsbedürfnis als ein[em] Teil des
angeborenen Gemeinschaftsstrebens" erkenne ich das Äquivalent der
symbiotischen Phase. In sehr abgekürzter Form sehe ich in den "Bestrebungen,
das Wohlgefallen, die Hilfe und die Liebe der Eltern zu finden, [in den]
Regungen der Selbständigkeit, des Trotzes und der Auflehnung" Elemente des
Narzißmus sowie Rückversicherungswünsche der Übungsphase der
Wiederannäherungskrise (Mahler 1978)
angedeutet. Es kann aber nicht darum gehen, die Phasen der psychischen
Entwicklung bei Adler wiederzufinden.
Es geht um das Verständnis der psychischen Identität, der Ichbildung, die den
Entwicklungsprozeß und dessen Stadien in sich zusammenschließt. Diese Formulierung könnte nahelegen, daß die
eigentliche Ichbildung eine Leistung der "ödipalen" Phase wäre. Das
ist nicht falsch, aber wiederum nicht scharf genug gesehen. Denn wie die
genannten Regungen der "prägenitalen Phasen" Bestandteile der
Ichbildung sind, nicht aber die Ichbildung selbst, so sind auch die Elemente
der "ödipalen" Identifikationen nur das Baumaterial zur Ich-Identität
in Adlers Sinne. Wo Erikson, Kernberg, Blanck u.a. von
Integration oder Organisation sprechen, da ist auch das Ich Adlers angesiedelt. Adler hat aber eine eigentümliche Auffassung vom Wesen dieser
Integration. Diese ist nämlich nicht eine in derselben Dimension
hinzutretende Zusammenfügung, Ordnung, Gliederung oder Vernetzung (was ja wohl
Übersetzungen für Organisation, Integration, Struktur sein dürften), sondern
die Hinordnung des Ganzen auf einen
außerhalb des "Apparates" liegenden Bezugspunkt. Was ist von Adlers
oben zitiertem kryptischen Satz zu halten, der seine Lehre vom Ich kennzeichnet
und den man für einen der Grund-Sätze der Individualpsychologie halten darf:
"Ein derartig einheitliches Handeln kann nur verstanden werden, wenn man
annimmmt, daß das Kind einen einheitlichen fixen Punkt außerhalb seiner selbst
gefunden hat, dem es mit seinen seelischen Wachstumsenergien nachstrebt." Das heißt mit anderen Worten: Der außerhalb des Systems
liegende Konvergenzpunkt des Ichs ist ein Postulat ("kann nur verstanden
werden, wenn"), d. h. eine Annahme zwar, aber doch eine Denknotwendigkeit,
die als Voraussetzung des Verstehens unverzichtbar ist. Dieses Postulat, der
"fixe Punkt außerhalb", erklärt die Möglichkeit des einheitlichen
Handelns. Andernorts und wiederholt beruft sich Adler direkt auf Kant:
Das einheitliche, zielgerichtete Ich sei die Bedingung der Möglichkeit eines
einheitlichen Seelenlebens, also der Selbsterfahrung des Ichs überhaupt. Aber:
"Wir sind nun einen Schritt weitergegangen und haben die Entstehung dieser
Einheit der Persönlichkeit ans Licht gebracht" (Psych. I, 136). Darin
liegt eine spezifische, phänomenologische Weiterführung der transzendentalen
Apperzeption Kants (vgl N.C. 68,
Psych. I, 136; Psych. III, 33; dazu Witte
1985). In verschiedenen Formulierungen wird von diesem
außerhalb des Systems liegenden Bezugspunkt des Strebens in allen theoretischen
Entfaltungen der Individualpsychologie gesprochen. Er heißt einmal Du-Punkt
(Psych. I, 137). Er ist der absolute Richtpunkt im Bezugssystem Erde-Mensch
(Psych. I, 82). Er ist die unendliche Aufgabe, welche der Menschheit gestellt
ist, wenn sie überleben will (Psych. II, 192). Er ist das letzte Ziel der
Überwindung (Psych. II, 205). Er ist das ferne Ziel der Entwicklung einer
idealen Gemeinschaft sub specie
aeternitatis (SdL 166f). In diesen Formulierungen kommt zutage, daß das Ich
ebenso wie die Menschheit durch einen postulierten Fluchtpunkt gehalten ist,
eine immanente Transzendenz (vgl. Adler
Psych. III, 26), in der beide Ziellinien konvergieren. Man könnte nun fragen, welche Bedeutung hat die Annahme
eines solchen Bezugspunktes? Ist das nur philosophische Spekulation, die - je
nach Standpunkt - als grundsätzlich wichtig oder als verstaubt und als
irrelevant abgetan werden kann? Hat die alltägliche psychotherapeutische
Erfahrung einen Zugang dazu? Sind eine ideale Gemeinschaft, ein unendliches
Ziel der Wahrheitssuche nicht ein lebenspraktisch und politisch irrelevantes
utopisches Phantom? Diese Zweifelsfragen müßten bejaht werden, wenn die
unendlichen Zielsetzungen nur in den Köpfen der Philosophen, der weisen und
unweisen Lenker und Bedenker des Erdenlaufs bestünden. Adlers These aber ist, daß dieser außerhalb des System liegende
"fixe Punkt" in sehr konkreter Verwirklichung die Ichbildung jedes
einzelnen formt. In welcher Weise bewirkt der "Punkt
außerhalb" die individuelle Ichfindung? Er bildet sich in Form einer Identifikation
ab. "Die bildliche, analogische Art unseres Denkens
bringt es mit sich, daß dieses zukünftige veränderte Bild der eigenen Person in
der Gestalt des Vaters, der Mutter, eines älteren Geschwisters, des Lehrers,
einer Berufsperson, eines Helden, einer Tiergestalt, eines Gottes gedacht wird.
Allen diesen leitenden Gestalten ist der Zug der Größe, der Macht, des Wissens
und Könnens gemeinsam, und so stellen sie samt und sonders Symbole dar für
fiktive Abstraktionen. Und so wie der aus Lehm geschaffene Götze erhalten sie
durch menschliche Phantasie Kraft und Leben und wirken zurück auf die Psyche,
aus der sie geboren wurden" (N.C. 67). Aus dieser Stellungnahme geht nochmals hervor, daß die
von Adler angesprochene Ich-Identität
nicht mit der Rollenübernahme bzw. der Imitation und Gleichsetzung mit
bestimmten Figuren zusammenfällt, auch nicht mit dem "Typ",
demjenigen (gesellschaftlich definierten) "Stil" (Schulze 1987), der
meine psychosoziale Identität ausmacht. Diese Leit- und Vorbilder, Lebensstile und
Images sind vielmehr Symbole oder Analogata des verborgenen
Persönlichkeitsideals. Dessen Züge können in einem Erinnerungsbild, in einer
(bewußten oder unbewußten) kindlichen Phantasie enthalten sein (N.C. 79), es
kann sich darin der "Rest eines kindlichen Erlebnisses", einer
charakteristischen "Reaktionsweise" wiederfinden. Aber dieses Signum,
mit Lorenzer (1970) gesprochen, diese
Szene ist "nie als Inhalt bedeutsam, sondern bloß als abstraktes
Schema". In diesem Erinnerungsrest bildet sich "ein Schicksal des
Willens zur Macht" ab (ebd.), d. h., das reale Trauma, wie jedes andere
Erlebnis, wird immer zusammen mit einer Bedeutung erinnert, die aufwärts oder
abwärts deutet. Auf die Bedeutung des Ereignisses für die Selbsteinschätzung
kommt es an. Manche Traumata werden nicht erinnert, andere unter dem Tenor
einer siegreichen Überwindung, wieder andere unter dem Vorzeichen einer
hilfreichen Führung von oben, als Beweis einer unwiderruflichen Prädestination,
als schreiendes Unrecht, als Ankündigung und Warnung vor einer unausweichlichen
Katastrophe, als quälendes, ohnmächtiges Ausgeliefertsein, als bedrückender,
paradoxer Verrücktmacher usw. Dieser Hinweis auf den Vorrang der Bedeutung
eines Ereignisses vor dessen sog. "Realität" verleugnet nicht das
"reale, originäre" Leiden, es könnte im Gegenteil darauf hinweisen,
daß die "winners" lediglich zynischere Umdeuter sind als die
"loosers". Gleichwohl liegt im Phänomen der Fehldeutung eine
unendliche Leidquelle, aber auch eine unerschöpfte Chance für die Therapie des
neurotischen Leidens. "Um mich recht verständlich zu machen, will ich
trotz meiner Abneigung, bei wissenschaftlichen Erklärungen Vergleiche zu
bringen, darauf hinweisen, wie ein Hammer wohl von jedermann als ein Werkzeug
angesehen werden kann, ausgestattet mit der ererbten und geförderten Weisheit
der Menschengeschichte, geschaffen zum Zwecke, einen Nagel einzuschlagen. Unter
Umständen aber kann man ihn als Wurfgeschoß, als Briefbeschwerer, als
Mordinstrument benützen. Er ist Umgebung, Erfahrungs- und Erlebnistatsache,
ganz wie die Wertigkeit des Körpers und die hereditären Möglichkeiten des
Menschen" (Psych. III, 88). Auch die Erinnerungen und Phantasien, wie letztlich
jeder Gedanke, jedes Gefühl, jedes aktuelle Erlebnis stehen unter dem Banne
einer Bedeutung. Das Ich versteht und entwirft jede Bedeutung nach seinem
eigenen verborgenen Plan. In diesem Punkt liegt nun die besondere Schwierigkeit, Adler zu verstehen. Wiederholt wurde
darauf hingewiesen, daß der Identitätsbegriff in der Regel eine "psychosoziale"
(Erikson) Dimension hat. Meine
Identität wäre danach, als wen, was und wie ich mich sehe und gesehen werde,
mein Persönlichkeitsideal wäre dann, wenn es mit meiner "Identität"
korrespondiert, "konkret" zu sehen in einer Berufsrolle, in einer Wesenseigenschaft,
in meinen Gefühlen, Überzeugungen, Gewohnheiten usw. Denn: "Das Gefühl der
Ich-Identität [das am Ende der Jugendzeit aufgebaut wird, KHW] ist also das
angesammelte Vertrauen darauf, daß der Einheitlichkeit und Kontinuität, die man
in den Augen anderer hat, eine Fähigkeit entspricht, eine innere
Einheitlichkeit und Kontinuität (also das Ich im Sinne der Psychologie)
aufrechtzuerhalten" (Erikson
1977, 107). Schärfer kann man den Punkt der Verrücktheit gar nicht präzisieren,
wird doch hier die individuelle Einheitlichkeit von der Kontinuität der
Zuschreibungen "anderer" abhängig gemacht. An diesem Punkt ist
angesiedelt, was Erikson die
"Identitätsdiffusion" nennt. Wenn die Identität unabdingbar meine
ist, muß es verrückt machen, sich mit den Augen der anderen definieren zu
wollen oder zu sollen. Viele Jugendliche und Verrückte können gerade darauf
nicht vertrauen, daß sie ihre innere Einheit bewahren können, wenn sie den
anderen glauben. Sie dürfen aber auch nicht auf sich selbst vertrauen. Wenn sie
nicht überhaupt verzweifeln, dann zweifeln sie, ob es für sie einen passenden
Beruf gibt oder - schlimmer ! - ob sie in einen Beruf passen (Erikson 1977, 110). Darum rebellieren
sie gegen die Konventionen und Ideale, ergehen sich "in wütender oder
prahlerischer Widersetzlichkeit" (ebd. 163) oder "wählen eher eine
negative Identität" (Trunkenbold, Prostituierte, Rauchgiftsüchtige,
Dorf-Homosexueller; ebd. 165-167). Kernberg
(1981, 238f.) verschärft die Pathologie der Identitätsdiffusion (in Abgrenzung
von der Identitätskrise) und führt in konservativer Konsequenz die Episoden der
Identitätsdiffusion bei Jugendlichen darauf zurück, daß sie seit der Kindheit
an Borderline-Pathologie litten. Hier wird die Differenz von normaler und
pathologischer Identitätverwirrung bei den Jugendlichen ungefähr nach demselben
Muster definiert, nach dem die zivilisierten Erstweltler das psychische und
materielle Elend der Drittweltler perhorreszieren und nicht über die eigene
Mitverursachung erschrecken. Ulrike und Gerd Lehmkuhl problematisieren die
Brauchbarkeit des Lebensstilkonzepts der Individualpsychologie für das
Verstehen jugendlicher Borderline-Patienten. Mit Recht weisen sie darauf hin,
daß diese Patienten nach Identifizierungen "hungern" und sie
gleichzeitig fürchten, "weil sich für sie mit der Identifizierung die
Gefahr des völligen Identitätsverlustes verbindet" (1990, 11). Ich würde
aber nicht folgern, "daß sie nicht über einen einheitlichen fixen Punkt
außerhalb ihrer selbst verfügen." "Von einem bereits bestehenden festgefügten
Lebensstil bei Borderline-Störungen auszugehen, bedeutet, bei ihnen eine
Zielgerichtetheit und Einheitlichkeit anzunehmen, die sie schmerzlich
missen". Dem stimme ich ganz zu; aber wiederum folgere ich nicht, daß der
Therapeut dadurch in die Lage gebracht werden muß, "in der therapeutischen
Beziehung nicht auf ihre Bedürfnisse und Notwendigkeiten eingehen zu
können" (ebd.). Gerade wenn ich bemerke, daß die Patienten die
"Zielgerichtetheit und Einheitlichkeit schmerzlich missen", bin ich ihrem Streben sehr nahe, kann die Not des
Scheiterns ermessen und Anwalt der not-wendigen Bedürfnisse sein. Unbewußte Identität
Es hängt hier alles daran, wie wir es verstehen, daß
der "fixe Punkt" oder "einheitliche Lebensplan" unbewußt
ist. "Das Unbewußte, das ist der Lebensstil" (Adler Psych. II, 51). Diesen Satz kann man auch umkehren: Der
Lebensstil, das ist das Unbewußte. Die Crux ist, daß das unbewußte dem bewußten
Ziel entgegenarbeitet, und dadurch kommen das Gefühl der Zerrissenheit und die
Diagnose der Identitätsdiffusion zustande. Die psychosoziale Identität ist in
der Tat fragmentarisch; aber ohne eine lange, tiefgreifende Analyse der
unbewußten Psychodynamik läßt sich über die unbewußte Identität, in Adlers Sinn über den verborgenen
Lebensstil, nur etwas ahnen. Es ist eine Täuschung, zu meinen, die
Individualpsychologie vernachlässige die Arbeit am Unbewußten. Adler hat sich einschränkend gegen das
Mißverständnis des Unbewußten als eigener psychischer Entität gewandt. Aber
damit ist doch nicht im geringsten die Wirkkraft des Unbewußten eingeschränkt.
Entscheidend und brisant ist der Grundsatz Adlers,
ob ein psychisches Phänomen bewußt sei oder unbewußt, hänge immer davon ab, ob
es so oder so im Dienste des unbewußten Persönlichkeitsideals besser eingesetzt
werden könne (Prax. 235ff.). Darin liegt nicht nur, wie es Freud ([1915-17] 1969, 284) sah, die Kränkung, daß das Ich
"nicht einmal Herr ist im eigenen Hause, sondern auf kärgliche Nachrichten
angewiesen bleibt von dem, was unbewußt in seinem Seelenleben vorgeht".
Aus Adlers Sicht könnte man sagen:
Hier wird ja der Herrschaftsbereich des Ichs "nur" durch ichfremde
Mächte eingeschränkt. Adler setzt
bekanntlich die Individualisierung des Bewegungsgesetzes sehr früh an,
"oft schon im zweiten Lebensjahr, sicher im fünften" (SdL 24), also
in einer Zeit, in der das Kind "weder eine zureichende Sprache noch
zureichende Begriffe hat. Wächst es in seinem Sinne weiter, dann wächst es in
einer Bewegung, die niemals in Worte gefaßt wurde, daher unangreifbar für Kritik,
auch der Kritik der Erfahrung entzogen ist" (SdL 25). In dieser radikalen
Fassung des Ichbegriffs sehe ich den Grund für den Widerstand gegen seine
Rezeption. Denn die Kränkung, die von
diesem Ich-Konzept ausgeht, ist viel größer als Freuds Kränkung des Ichs durch das Es. Adlers Konzept läuft darauf hinaus, daß das gesunde oder normale Ich sich aus sich selbst nie und nimmer
reflektieren, kontrollieren, wertschätzen oder verbessern kann. Das Ich, das Adler untersucht, ist immer nur
gemeinschaftsbezogener Akt, kein ontisches (unechtes oder wahres oder
verschüttetes) Selbst, welches es natürlich gleichwohl "gibt" und
womit sich andere ausführlich befassen. Erikson
(1977, 147)) fragt: "Ist das Identitätsgefühl bewußt?" und antwortet:
"Zeitweise ist es das natürlich nur allzu sehr." Er meint hier jene
"zeitweilig extreme Identitäts-Bewußtheit", die viele Jugendliche
auszeichnet, wenn sie sich "zwischen den Zangen vitaler innerer
Bedürfnisse und unerbittlicher äußerer Forderungen" intensiv mit ihrem
"Selbst-Bildnis" beschäftigen. "Man ist sich seiner Identität am
bewußtesten, wenn man sie eben erst zu gewinnen im Begriff steht und
gewissermaßen überrascht seine eigene Bekanntschaft macht; das gleiche Gefühl
entsteht, wenn man gerade auf eine Krise zusteuert und das peinliche Erlebnis
der Identitätsdiffusion hat." Deutlich ist hier, daß Erikson die Persona meint, mit der sich der Jugendliche zu
identifizieren sucht, wobei er Schwierigkeiten hat, die divergenten
"Anteile" zu integrieren. Die soziale Komponente wird noch schärfer,
wenn die frohgemute regressive Anpassung ans Kollektiv als Identitätsgefühl
ausgegeben wird: "Das sich bildende Identitätsgefühl dagegen wird
vorbewußt als psychosoziales Wohlbefinden erlebt. Die erkennbarsten
Begleitumstände sind das Gefühl, Herr seines Körpers zu sein, zu wissen, daß
man 'auf dem rechten Weg ist', und eine innere Gewißheit, der Anerkennung
derer, auf die es ankommt, sicher sein zu dürfen" (ebd.). Des
"vor-bewußten Anteil[s]" des Identitätsgefühls könne man "sich
selber bewußt werden". Seine äußeren Begleiterscheinungen könne man auch
"mit bloßen Augen am Verhalten anderer ablesen". "Andererseits
besitzt es unbewußte Anteile, die nur durch psychologische Tests oder in der
Psychoanalyse erfaßbar sind. Ich bedauere, daß ich an dieser Stelle nur eine
sehr allgemeine Hypothese aufstellen kann, die noch der näheren Beweisführung
durch Kasuistik bedarf" (148). Das ist ehrlich und präzise die Situation, mindestens
für den Individualpsychologen, und ich glaube nicht, daß die Psychoanalyse in
diesem speziellen Feld der Identitätsanalyse weiter ist. Das "Persönlichkeitsideal", in welchem das
Ich sich laut Adler festhält, ist
kein Bewußtseinsinhalt. Das "Ich" neigt dazu, alle Identifikationen,
Eigenschaften und Zuschreibungen zu hinterfragen. "Und wenn man mich wegen
meines Urteils oder meines Gedächtnisses schätzt, liebt man mich, mich? Nein, diese Fähigkeit kann ich
verlieren, ohne mein Ich zu verlieren. Wo ist dieses Ich, wenn es weder im
Körper noch in der Seele liegt?" (Blaise
Pascal 'Pensées' Nr. 232, zit. nach Riedel
1989, 67). "Eine offene Andeutung dieses überlebensgroßen
Zieles findet sich wohl bei allen Menschen. Manchmal sticht es aus der Haltung
hervor, zuweilen verrät es sich nur in den Forderungen und Erwartungen.
Zuweilen findet man seine Spur in dunklen Erinnerungen, Phantasien oder
Träumen. Sucht man es ernstlich, so darf
man kaum je danach fragen (Hervorhebung von mir, KHW). Aber eine körperliche oder geistige Attitüde spricht deutlich
ihre Abstammung vom Streben nach Macht aus und trägt das Ideal irgendeiner Art
von Vollkommenheit und Fehlerlosigkeit in sich" (Prax. 26). Das "Persönlichkeitsideal" Adlers ist also nicht zu verwechseln mit
dem Vorbild oder Ideal, nach dem einer strebt, das in einer Rolle, einer
Person, einem Bild konkretisiert wird,
mit dem man sich identifizieren kann. Das Persönlichkeitsideal ist abstrakt, es
ist nur der Richtpunkt, nicht die vorgestellte Konkretisierung. Die Anlehnung
an Kant schimmert bei diesen
Ausführungen (auch in den späteren Interpretationen im Blick auf das
Gemeinschaftsgefühl) durch (N.C. 36. 68; Psych. II, 238; III, 26) Darum darf
man sagen, das Persönlichkeitsideal wirke wie ein regulatives, nicht
konstitutives Prinzip. Das heißt (in Abwandlung einer Kantschen Formulierung [1975, KrV. B 538]): Das
Persönlichkeitsideal bildet eine Regel, die nicht sagen kann, welches das
anzustrebende Zielobjekt sei, sondern wie "der empirische Regressus
anzustellen sei", um zu einer möglichst vollständigen Angleichung an das
Ziel zu kommen. So muß das abstrakte Persönlichkeitsideal sich konkretisieren
und sucht Personen, Berufsrollen, Wesenseigenschaften, Ideale, in denen es sich
wiederfinden kann. Es errichtet ein Selbstkonzept oder eine psychosoziale
Identität im Sinne Eriksons. Diese
ist aber (als Vorstellungsinhalt) verschieden vom spontanen vorstellenden Ich.
Das wiederum ist nur faßbar in seinem Lebensstil
oder Bewegungsgesetz. "Was häufig als das 'Ich' (Ego) bezeichnet wird, ist
weiter nichts als der Stil des Individuums" (Adler Psych. III, 72) Das Ich, welches die Selbstkonzepte und
Beziehungen stilisiert, ist nicht das
angestrebte Ideal noch der vorgestellte Akteur, mit dem ich mich zu
identifizieren versuche, sondern es ist die (unbewußte, vorgängige) Stilisierung selbst, die auch noch mein
konkretes Ziel, Ideal oder Selbstbild stilisiert, die aber auch jede konkrete,
bewußte Zielsetzung zum Scheitern bringen und die Lebensgestalt fragmentieren
und traumatisieren kann. Wenn das Ich sich denkt und fühlt, wenn es seine
Eigenschaften, Ideale, Überzeugungen deklariert, entwirft das
Persönlichkeitsideal eine Persona, eine Rolle, die denkt, fühlt, will usw.
Diese Persona ist nicht das "Ich", sondern dessen
"Konkretisierung". "Die Person trägt dann die durch ihr fiktives
Ziel geforderten Charakterzüge, so wie die Charaktermaske - persona - des
antiken Schauspielers zum Finale der Tragödie passen mußte" (N.C. 81). Die
Erfahrung ist das Erfahren des Erfahrenden, sie hat weder Subjekt noch Objekt,
ist aber doch je meine eigentümlich gestimmte und gerichtete Erfahrung. Das Ziel des Persönlichkeitsideals ist nicht
begrifflich zu fassen, es ist vielmehr, wie Adlers
Hinweis auf die Körperhaltung nahelegt, vorsprachlich im
"Bewegungsgesetz" des Individuums inkorporiert (siehe auch SdL 24f.).
Es hat etwas von jener globalen Allgegenwart der "frühen
Identifikationen", die Küchenhoff
zur Charakterisierung des "frühen Traumas" schildert. Allerdings ist Adler radikaler; denn was hier von den
sog. Frühgestörten gesagt wird, gilt nach ihm für jeden Menschen. Das könnte
der Grund dafür sein, daß sich unsere Weiterbildungskandidaten reihum als
Frühgestörte wiederzuerkennen glauben. "Die traumatische Erfahrung wird [...] zum
transzendentalen Bestandteil der Erfahrungskategorien, also zu einem
subjektiven a priori jeder möglichen Erfahrung. [...] seine Assimilation ist so
total, daß das Trauma Ich- und Weltbild wird, während das späte Trauma ein
Fremdkörper für das Erleben bleibt, der freilich alle anderen Erlebnisweisen in
Mitleidenschaft ziehen kann. Das frühe Trauma also wird für die
Identitätsbildung verwandt; eigentlich müßte anstatt von 'frühem Trauma' von
traumatischer Identität oder traumatischer Identitätsbildung gesprochen
werden" (Küchenhoff 1990, 18). Wieder einmal hat ein Psychoanalytiker Adlers Entdeckung vermutlich, ohne ihn
zu kennen, besser erfaßt als manche gängige Adlerkritik
in der deutschen Individualpsychologie, die sich immer noch von der Adler banalisierenden Teleoanalyse der
frühen 70er Jahre und von den Ladenhütern der Psychoanalyse abgrenzen muß. Die sehr früh gebildete [quasi-]transzendentale
Apperzeption - es handelt sich, genau genommen, um eine mißbräuchliche
Verwendung des Kantschen Begriffs -
ist zwar kein Bewußtseinsinhalt, aber doch eine empirische Formierung des
Bewußtseins. Auch wenn das Bewußtsein nur eine von vielen Weisen des
"Zur-Welt-Seins" (Merleau-Ponty
1966) ist: in der analytischen Psychotherapie herrscht diese Weise des
Weltbezugs vor. Wir machen etwas bewußt, wenn wir verstehen und/oder erleben.
Wir versuchen, was sich uns zeigt, in Sprache zu fassen, in ein Bild, eine
Bewegung, ein Symbol. Das abstrakte Persönlichkeitsideal sucht Symbole, in
denen es sich gestaltet. Wenn wir den Lebensstil oder die unbewußte Identität
eines Menschen, auch unsere eigene, zu erfassen meinen, dann finden wir
Symbole, Schemata, in die wir die Bewegungslinie des Individuums eingepaßt
sehen. Dieses Symbol oder die Szene (Lorenzer
1970) oder das Skript (Berne 1983)
sind nicht "real" die Lebenslinie des Individuums, sondern sie sind
nur die Matrix, das Muster, unter dem wir sie lesen und verstehen. Die
klassische literarische Typologie hatte dafür die Begriffe Prototyp, den auch Adler benutzt, und figura, der sich wie Fiktion von fingere ableitet. In diesen Zusammenhängen liegt die Wahrheit des
Satzes: Ich bin die Geschichte, die ich von mir erzähle (vgl. Lübbe 1979; Hillman 1986). Das nächste Symbol des Ichs, wie es Adler versteht, ist die Schöpfung.
Schaffen, erschafffen, gestalten sind
das Wirken der "schöpferische[n] Kraft, die identisch ist mit dem Ich"
(Adler Psych. II, 238; vgl 242). Zu
sagen, das Kind habe schöpferische
Kraft, wäre in der Tat eine vermögenspsychologische Mißdeutung Adlers (vgl. Heisterkamp 1990, 164f.,
der gegen seine eigene Fehldeutung der schöpferischen Kraft als
"Entität" den Begriff der Bewegung setzt und damit Adlers These unter eigener Flagge wieder
zur Geltung bringt). Der Schaffensakt ist die Bewegung, die das Ich, als den
Bewegungsstil, der es selbst ist, zur Anschauung bringt. Darum öffnen nur
spontane Hervorbringungen die Zugangswege, sei es die verbale oder die
nonverbale Sprache, die künstlerische Gestaltung, der Tanz oder der Traum, vor
allem aber der freie Einfall im Hier und Jetzt in der spezifischen Regression
der Analyse. Alle diese Produktionen sind es, welche das individuelle
Bewegungsgesetz verkörpern. Es wäre nun notwendig, die hier vorgelegte
Interpretation des Adlerschen
Ichkonzepts an den Phänomenen zu erweisen. Das muß auf eine folgende
Veröffentlichung verschoben werden. Ich bringe für heute nur wenige Hinweise. 1. In diesem Konzept ist enthalten, daß das
"Ich" des Patienten etwas anderes ist, als dieser bewußt meint und
fühlt. Das bringt uns in den Verdacht der
"Zwei-Realitäten-Perspektive" mit der Anmaßung, "daß die
Realitätssicht des Analytikers der Wirklichkeit des früheren und gegenwärtigen
Erlebens des Analysanden angemessener ist (objektiver) als die des
letzteren" (Tenbrink 1990,
99f.). Ein Analytiker, der so etwas glaubt, muß schon einen gewaltigen
Gottähnlichkeitskomplex haben. Wenn er den hat, ist das meistens der eigenen
Kritik so verborgen, daß er es kaum merkt, nicht einmal wenn ein Empathiker ihn
deswegen anonym anprangert. Den besten Dienst tue ich dem
Gottähnlichkeitskomplex, wenn ich alle anderen davor warne. 2. Die unbewußte Identität ist meistens erst in einer
langen, tiefgehenden Analyse dem Erleben zugänglich und dem Verstehen
einsichtig. Der Analytiker kann (auch vor sich selbst nicht) keine sinnvollen
Behauptungen über das Unbewußte aufstellen, bevor es sich gezeigt hat. Wenn
dies aber geschieht, kann das zu einer Wende im Verstehen und Erleben auch des
Therapeuten führen. Viele Therapien kommen nicht an diesen Punkt und können
doch hilfreich und gelungen sein. 3. Das Studium des Borderline-Syndroms durch eine
gründliche und behutsame Analyse, die natürlich nur im einfühlsamen Mitgehen
mit den bewegenden Erfahrungen des Patienten gelingen kann, bringt uns in ein
Forschungsfeld, auf dem sowohl das Erringen wie das Zerbrechen der Einheit der
Persönlichkeit wie unter der Lupe zu beobachten ist. Wir können gar nicht
umhin, die Grenzen des Psychologischen zu überschreiten, wenn wir den
Grenzgängern folgen und sie nicht in Diagnoseschemata einsperren wollen. Unsere
Analysen führen uns dann in Erfahrungsbereiche, in denen die existentielle
Fragwürdigkeit der "Identität", und nicht die sozialpsychologische
"Problemwolke" (s.o.) das Feld beherrschen: a) Adlers
Hinweis auf die Kunst wird dann fruchtbar. Denn das Identitätsproblem ragt
seinem Wesen nach in die moderne Literatur und Kunst hinein (Henrich 1979, 184), die z. B. allein
schon durch die Auflösung des auktorialen Erzählstandpunkts sowie der
gegenständlichen Abbildung und durch die Destruktion der Zentalperspektive
wesentliche und unhintergehbare Fragen an unser Ichkonzept und Menschenbild richten;
Fragen, welche die moderne Individualpsychologie nur zu ihrem eigenen Schaden
überhören kann. b) Die Erforschung der Schizophrenie, speziell des
schizophrenen Wahns, aber vielleicht auch der wahnähnlichen Erscheinungen in
existentiellen Grenzerfahrungen (Ekstase, Mystik, Trance u. ä.) könnte uns die
normale Festigkeit der Ichgrenzen fragwürdig machen (Benedetti 1989, 258f.) und Adlers
These der Einheit stiftenden Fiktion in Erinnerung bringen. Benedetti (1983, 33), der immer behutsam
die anthropologische Komponente der Erkrankungen, insbesondere der ubiquitären
Identitätsstörung berücksichtigt, schreibt von den schizophrenen Patienten: "Die Identität[.] wird nicht nur verändert,
sondern auch durch phantastische Wahnkonstruktionen neu gestaltet. Der Kranke
hat sich dann mit den Materialien der Psyche, die aus dem Identitätszerfall
entstanden sind, eine Wahnidentität aufgebaut. Solche Wahnidentitäten sind zwar
im Erleben des Kranken durch irgendwelche Verfolger wiederum bedroht,
entwickeln sich aber gerade unter dieser Bedingung zu uneinnehmbaren
'Wahnburgen', wo es sich jahrelang, z. B. in Erwartung einer einmal kommenden
kosmischen Erlösung, leben läßt. Gerade die Brüchigkeit der Identität in der
akuten Psychose zementiert den zyklopischen Bau der Wahnidentität während der
chronischen Krankheitsphase." Beschreibt diese Passage nur die Wahnidentität der
schizophrenen Kranken? c) Der Hinweis eines besonders nachdenklichen Künstlers
der Gegenwart, des Komponisten Wolfgang
Rihm (1989, 61f.), soll an den Schluß meiner Überlegungen über die Einheit
der Persönlichkeit und die Bedrohung durch "Selbstfragmentierung"
eine Fermate setzen. Was er für seine Kunst sagt, könnte zur Besinnung über
unsere "berufliche Identität" als Individualpsychologen oder
Psychoanalytiker ein Anstoß sein:
Literatur
Adler,
A.: Der Aggressiontrieb im Leben und in der Neurose
(1908). In: Adler, A.: Heilen und
Bilden. Ein Buch der Erziehungskunst für Ärzte und Pädagogen, hrsg. von Metzger, W., Frankfurt: Fischer TB
Nr.6220, 1973 Adler,
A. [N.C.]: Über den nervösen Charakter. Grundzüge einer
vergleichenden Individual-Psychologie, hrsg. von Metger, W. Frankfurt:
Fischer TB 6174, 1974 Adler,
A. [Prax.]: Praxis und Theorie der Individualpsychologie.
Vorträge zur Einführung in die Psychotherapie für Ärzte, Psychologen und
Lehrer, neu hrsg. v. Metzger, W.,
Frankfurt: Fischer TB Nr. 6236, 1974 Adler,
A. (SdL): Der Sinn des Lebens (1933), hrsg. von Metzger, W., Frankfurt: Fischer-TB
Nr.6179, 1973 Adler,
A. [Psych. I]: Psychotherapie und Erziehung. Ausgewählte
Aufsätze, Bd. I: 1919-1929, hrsg. v. Ansbacher,
H. L. und Antoch, R. F.,
Frankfurt: Fischer TB Nr. 6746, 1982 Adler,
A. [Psych. II]: Psychotherapie und Erziehung. Ausgewählte
Aufsätze, Band II: 1930-1932, hrsg. v Ansbacher,
H. L. und Antoch, R. F.,
Frankfurt a.M.: Fischer TB Nr. 6747, 1982 Adler,
A.: [Psych. III]:
Psychotherapie und Erziehung. Ausgewählte Aufsätze, Band III: 1933-1937,
hrsg. v Ansbacher, H. L. und Antoch, R. F., Frankfurt a.M.: Fischer
TB Nr. 6748, 1983 Benedetti,
G.: Identität in der Lehre von Erikson. In: Benedetti/Wiesmann
1986, S.65-78 Benedetti,
G.: Todeslandschaften der Seele. Psychopathologie,
Psychodynamik und Psychotherapie der Schizophrenie. Göttingen: Vandenhoeck
& Ruprecht 21983 Benedetti,
G.: Träume von Psychotherapeuten psychotischer Patienten.
In: Daseinsanalyse 6 (1989) 248-259 Benedetti
G. / Wiesmann, L.
(Hrsg.): Ein Inuk sein. Interdisziplinäre Vorlesungen zum Problem der
Identität. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht 1986 Berne
E.: Was sagen Sie, nachdem sie "Guten Tag"
gesagt haben? Frankfurt: Fischer 1983 Bischof,
Norbert: Das Rätsel Ödipus. München: Piper 1985 Böning,
E.: Die Gestalt der Persephone und ihre Bedeutung in
Schellings Mythologie und Philosophie. In: ZfIP 7 (1982) 209-218 Brecht,
B.: Gesammelte Werke. Bd. 14. Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1967 Buck,
G.: Über die Identifizierung von Beispielen. Bemerkungen zur
'Theorie der Praxis'. In: Marquard/Stierle
1979, S.61-81 [DSM-III-R:]
Diagnostische Kriterien und Differentialdiagnosen des Diagnostischen und
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