Seit seiner Wiederentdeckung im 19. Jahrhundert ist Meister Eckhart sehr widersprüchlich interpretiert worden. Meistens standen ideologische Interessen im Vordergrund, seien es protestantische, katholische, neuromantische oder gar nationalsozialistische; es gab sogar eine marxistische Interpretation Eckharts. Die moderne Eckhartforschung ist vorwiegend historisch orientiert. Sie untersucht die philosophischen und theologischen Quellen, erforscht die Überlieferung und ediert die Texte. Gleichwohl zeichnen die weltanschauliche und die spirituelle Rezeption unterschiedliche Bilder. Es gibt zahlreiche interreligiöse Studien über Meister Eckhart. In der Meditations- und Spiritualitätsbewegung ist er ein viel zitierter Autor. Er wird als Zeuge für Erleuchtungserfahrungen aufgerufen, oder er wird als rationaler, aristotelisch-arabischer Philosoph vorgestellt. Dieses Buch führt in Meister Eckharts Lehre ein, um sie für unsere Zeit verständlich zu machen, ohne den Philosophen und Theologen des Mittelalters zu aktualisieren oder zu modernisieren. Vielmehr versucht er, Eckharts philosophisches Denken und seine theologische Intention aus seinen Texten und in seinen Begriffen fachgerecht zu erklären; aber er schreckt auch nicht vor Übertragungen in heutige Sichtweisen zurück. Die Differenz zwischen Eckharts Lehre und moderner Interpretation soll aber erkennbar bleiben.

Motto des Buches:

»So gewiss der Vater seinen einzigen Sohn in seiner Natur [in der Trinität] gebiert, so gewiss gebiert er ihn in das Innerste des Geistes, und das ist die innere Welt. Hier ist Gottes Grund mein Grund und mein Grund Gottes Grund. Hier lebe ich aus meinem Eigenen, wie Gott aus seinem Eigenen lebt. Wer in diesen Grund jemals nur einen Augenblick geschaut hat, dem sind tausend Mark rote Goldmünzen wie ein falscher Heller. Aus diesem innersten Grunde sollst du alle deine Werke wirken ohne Warum und Wozu.« Meister Eckhart, Predigt 5b.  

Eine Würdigung Meister Eckharts

Der Kulturkritiker Egon Friedell (1878–1938) hat diese Stellung Eckharts in der europäischen Kulturgeschichte treffsicher erkannt; aber leider hat sein Urteil selten Konsequenzen. Er schreibt, »dass sich in Eckhart und seiner Schule nichts Geringeres vollzogen hat als die Geburt einer  neuen Religion, eine völlige Umschöpfung des bisherigen christlichen Glaubens, zu der sich  die lutherische Reformation verhält wie eine Erderschütterung zu einer geologischen  Umbildung oder wie ein reinigendes und befruchtendes Gewitter zu einem irdischen  Klimawechsel, der eine neue Fauna und Flora ins Leben ruft. Hätte diese Bewegung sich  durchgesetzt, so wäre für Europa ein neues Weltalter angebrochen; sie ist aber von der  Kirche unterdrückt worden, und dass dies so vollständig gelang, spricht weniger gegen die  Kirche, die nur in ganz logischer Wahrung ihrer Interessen handelte, als gegen die  europäische Menschheit, die offenbar für eine solche grundstürzende Erneuerung nicht reif war.«  Friedell, Egon: Kulturgeschichte der Neuzeit. München: Beck 2007, S. 162.

Rezensionen

Harald Seubert in "Philosophischer Literaturanzeiger" Robert Antoch in "Quäker" Rainer Herzog bei Amazon Martin Kasperzyk bei Amazon

Meister-Eckhart-Blog

Vor etwa fünf Jahren hatte ich einen Blog eingerichtet. Der ist aber eingeschlafen, als ich an meinem Buch gearbeitet habe. Mit der Neugestaltung dieser Homepage nehme ich die Arbeit daran wieder auf. Ich habe neue oder weiterführende Themen. Vor Zeit zu Zeit werde ich Gedanken dazu im Blog veröffentlichen. Das hilft mir, die Problemstellung zu formulieren. Vielleicht gibt es auch gelegentlich eine Anregung von einer Mitleserin oder einem Mitleser. Rufen Sie bitte diesen Link auf: Meister-Eckhart-Blog !
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